Gaunerinnen - страница 10
Natalja wachte am Morgen mit schrecklichen Kopfschmerzen auf. Im Kühlschrank fand sie eine Dose Bier. Okay, das zuerst, der Kaffee konnte warten. Sie öffnete die kalte Dose, zündete sich eine Zigarette an und wählte die Nummer ihres Liebsten.
„Hallöchen“, sagte sie und zog an der Zigarette.
„Was, du rauchst schon so früh?“, erwiderte er irgendwie rau.
„Na ja, wieso nicht? Bist du schlecht gelaunt, Schatz? Komm einfach schnell nach Hause, ich beruhige deine Nerven.“
„Ich bin ruhig. Schmeiß die Zigaretten weg und mach was Vernünftiges.“
„Wann kommst du?“
„Morgen oder übermorgen, kann's nicht genau sagen. Viel zu tun in der Stadt.“
„In welcher Stadt bist du?“
„In Kiew. Wo denn sonst?“
„Wie in Kiew? Ich habe gedacht, du bist auf Geschäftsreise, verdammt noch mal!“
„Schatzi, denk bitte nicht so viel. So wird es für alle einfacher.“
„Was?“ Komm sofort nach Hause! Ich muss mit dir reden!“
Biep… biep… biep…
„Hallo? Hallo?
So ein Schwein! Legt einfach auf! Läuft in aller Ruhe durch die Stadt! Ohne mich! Wo wohnt er überhaupt? Gute Frage! Warum bin ich nicht früher draufgekommen? Vielleicht ist er verheiratet? Hat einen Stall voll Kinder? Jede Menge Geliebte? Sitzen genauso weggesperrt wie ich, die Doofen. Was bin ich für eine Idiotin! Was habe ich mir alles eingebildet! Was soll ich denn jetzt Mama sagen? Und Saweli, Scheiße… Gut, ich rede mit ihm, wenn er kommt. Dann sehe ich weiter. Also, ich gehe jetzt zur Uni und gucke, was dort Interessantes los ist.“
Als sie abends nach Hause kam, sah sie Schakro auf dem Sofa liegen. Erfreut stürzte sich Natalja auf ihn. Sie vergaß für einen Moment ihre Unterhaltung am Morgen und machte Liebe. Ein Gefühl der Glückseligkeit durchströmte sie.
Danach lagen sie müde im Bett, tranken Sekt mit Erdbeeren und plauderten friedlich. Bei diesem Gespräch erfuhr sie, dass er gar nicht vorhatte, mit ihr zusammen zu leben. Er habe viel zu tun, seine Gewohnheiten seien solcher Art, dass er sie mit niemanden teilen könne. Und es sei nicht sein Stil, voreilige Entscheidungen zu treffen, die sein Leben beeinflussen können. Er bat das Mädchen, etwas abzuwarten, um einander besser kennenzulernen und sich aneinander zu gewöhnen. Er ließ sie hoffen, dass eine Familiengründung in Zukunft möglich wäre. Seine Worte über die große und reine Liebe klangen süß.
Natalja war nicht begeistert von dieser Lösung der Familienfragen. Sie wollte ihren Geliebten überreden, so schnell wie möglich in ein gemeinsames Nestchen umzuziehen. Aber er blieb unbeirrbar und fest in seinen Überzeugungen. Die Schöne musste aufgeben und sich dem starken Geschlecht beugen. Er war schließlich der Mann ihrer Träume!
„Liebst du mich wirklich?“
„Wenn ich dich nicht lieben würde, wäre ich nicht hier.“
„Ich bin sehr glücklich mit dir und will von dir eine Tochter haben!“
In den nächsten Monaten besuchte er sie dreimal in der Woche, brachte ihr Blumen und teure Geschenke mit. Aber über Nacht blieb er selten, und das machte die junge Dame sehr traurig. Sie langweilte sich allein. Sie war doch eine junge Frau und wollte ihr Vergnügen haben. Das ewige Warten machte das Leben unerträglich. Er sagte nie, wann er kommen würde. Wenn sie nicht da war, wartete er einfach in der Wohnung auf sie und ermahnte sie, dass sie zu jeder Tageszeit zu Hause sein sollte, alleine natürlich. So konnte sie selbst nichts in ihrem Leben planen. Sogar eine gewöhnliche Party mit Freunden schien ihr unmöglich.