Heute oder nie! - страница 32



ER: Hat für dich Treue in der Ehe keine Bedeutung?

SIE: Wenn sie für Sie so wichtig ist, dann bin ich bereit, Sie für ein paar Stunden zu heiraten.

ER: Für ein paar Stunden?

SIE: Ja, und? Das ist angenehmer, als für das ganze Leben.

ER: Dir ist auch nichts heilig.

SIE: (Verächtlich.) Lassen Sie! Mit hohen Worten werden gewöhnlich niedrige Taten und schmutzige Absichten verdeckt. Und je unansehnlicher die Dinge, desto schöner die Worte. Männer reden angeregt von deinen schönen Augen, die Sternen gleichen, und zur selben Zeit fassen sie dir unter den Rock. Gezwungenermaßen wirst du Realistin.

ER: Denken Sie tatsächlich, dass alle Männer so sind?

SIE: Ich wäre froh, anders denken zu können, aber …

„Aber bedauernswert der, der alles vorhersieht,

Dessen Kopf sich nicht dreht,

Der alle Bewegungen, alle Worte

In ihrer Übersetzung hasst,

Dessen Herz der Verstand verurteilt

Und sich zu vergessen verbat“…

KurzePause.

ER: Sie kennen sogar Gedichte. Woher diese Gelehrtheit?

SIE: Ach, Sie wieder, was heißt denn da Gelehrtheit… Evgènij Onègin nimmt man in der Schule durch. Diese schönen Zeilen kennt jedes romantische Mädchen. (Ändert den Ton und lächelt.) Entschuldigen Sie, das war eine momentane Schwermut. Schon vorbei. Ich bin wieder bereit, Sie zu vergnügen, wie eine japanische Geisha.

ER: Wie heißt du?

SIE: Das ist nicht wichtig. Wir gehen trotzdem morgen früh auseinander und werden uns nie mehr wiedersehen.

ER: Ich sehe, du gehst davon aus, dass diese Sache schon entschieden ist.

SIE: Dass wir auseinandergehen

ER: Nein, dass morgen früh.

SIE: Und wann denn? Übermorgen?

ER: Nein, heute Abend. Wir stehen vom Tisch auf und winken uns mit der Hand zu.

SIE: Schlecht der Mann, der eine Frau zum Abendessen einlädt, nicht hoffend, mit ihr auch zu frühstücken.

ER: Aber ich hab´ dich nicht zum Abendessen eingeladen. Du hast dich selber eingeladen. Sag…en Sie, gehen Sie wirklich diesem Beruf nach?

SIE: Ich mag meinen Beruf und habe ihn lange studiert. Ich schäme mich kein bisschen. Und überhaupt, wer ich bin – ist für Sie schon lange klar, da gibt es nichts zu reden. Erzählen Sie lieber über sich.

ER: Nichts zu erzählen.

SIE: Warum denn nichts? Zum Beispiel haben Sie mit Stolz erklärt, dass Sie verheiratet sind. Hier, erzählen Sie über Ihre Frau.

ER: Weshalb?

SIE: Ich will Ihren Geschmack kennenlernen. Der Frau am Rand ist es immer interessant, über die Frau im Zentrum zu hören.

ER: (Unwillig.) Was ist hier zu sagen? Ehefrau ist Ehefrau.

SIE: „Ehefrau ist Ehefrau“… Direkt nach Tschechov. „Drei Schwestern“. Ist sie Blondine, brünett?

ER: Was ist schon der Unterschied?

SIE: Nichts. Einfache Neugier. Haben Sie ein Foto?

ER: Nein. Und wenn ich eins hätte, würde ich´s nicht zeigen.

SIE: Das versteht sich. Weshalb das reine Angesicht einer Ehefrau-Schönheit irgendeinem Mädchen vorführen? Gefällt sie Ihnen?

ER: Sie gefällt.

SIE: In allen Beziehungen?

ER: In allen Beziehungen.

SIE: In der intimen auch?

ER: In der intimen besonders.

SIE: Und Sie wollen sogar keine Abwechslung, manchmal?

ER: Nein, keine.

SIE: Lüge! Das widerspricht der Natur des Mannes. Das sollten Sie aber wissen, Sie sind doch Biologe. Oder Psychologe?

ER: (Erstaunt.) Woher weißt du, dass… (Verdachtschöpfend.) Du spürst mir nach, nicht wahr? Das gefällt mir nicht.

SIE: (Über seinen verdutzten Anblick lachend.) Ich kann im Gesicht lesen.

ER: Nein, ernsthaft.