Die Reize der Untreue - страница 10



Das war nicht meine Frau.

SIE. Bist du sicher?

ER. Sie weiß doch nicht, dass ich zu Hause bin.

SIE. Vielleicht hat sie dich zuerst auf der Arbeit angerufen?

ER. Sie hätten gesagt, dass ich für einen Augenblick rausgegangen bin.

SIE. (umarmt ihn.) Denk nicht mehr darüber nach.

ER. (besorgt.) Wer könnte das bloß gewesen sein?

SIE. (Ungeduldig.) Nimm mich doch in die Arme!

ER. Warte mal. (ruft an.) Mischka? Hier bin ich: Hat man sich für mich interessiert? Ach, hast du mich gerade angerufen? Nein? Na gut, Tschüs. (Legt den Hörer auf und sieht, dass sie schon wieder den Mantel an hat. Wo willst du hin?

SIE. Ich muss gehen, Liebster.

ER. Warte wenigstens noch zwei Minuten.

SIE. Kann ich nicht.

ER. Wir haben sogar unser nächstes Treffen nicht festgelegt.

SIE. Morgen kann ich nicht, übermorgen auch nicht.

ER. Vielleicht am Donnerstag nach der Arbeit?

SIE. (holt ihr Notizbuch hervor.) Am Donnerstag haben wir Versammlung. Man kann schwer sagen, wann sie zu Ende ist. Besser wäre Freitag.

ER. Am Freitag kann ich nicht. Meine Frau und ich sind eingeladen, (Holt sein Notizbuch hervor.). Mir würde Sonntag passen.

SIE. An den Wochenenden gehe ich jetzt nicht mehr aus dem Haus.

ER. Damit dein Mann nichts merkt?

SIE. Darüber muss ich überhaupt nicht lachen.

ER. Ich auch nicht.

SIE. Wie ist es mit nächster Woche?

ER. (schaut ins Notizbuch.) Geht nicht. Ich muss abends arbeiten.

SIE. Wie viel Tage?

ER. Bis zum fünften vielleicht.

SIE. Vom fünften bis zum Zehnten habe ich Weiterbildung.

ER. Am zwölften fahre ich mit meiner Frau in den Urlaub.

SIE. Für lange?

ER. Bis Ende des Monats

SIE. Und dann ist wieder Abendschicht?

ER. Wahrscheinlich/ (guckt angestrengt ins Notizbuch.) Könnten wir nicht versuchen, am elften zusammenzukommen?

SIE. So weit im voraus kann ich nichts festlegen.

ER. Einen anderen Tag haben wir einfach nicht. Wenigstens für eine halbe Stunde.

SIE. Wo?

ER. Mir wäre die Apotheke recht.

SIE. Da sind zu viele Leute

ER. Dann eben in der Bibliothek.

SIE. Da ist es zu leer. Da fallen wir auf. Vielleicht in ein Hotel?

ER. Zu teuer. Besser im Park.

SIE. Zu weit, da haben wir keine Zeit. Und außerdem frieren wir da.

ER. Dann setzen wir uns einfach in irgendeinen Bus und fahren zur Endstation und zurück.

SIE. Damit uns die ganze Stadt sieht?

ER. Und was schlägst du vor?

SIE. (denkt ein bisschen nach.) Gut, dann nehmen den Autobus. Aber du darfst nicht mit mir sprechen, dich nicht neben mich setzen und nicht in meine Richtung gucken.

ER. Einverstanden.

SIE. (trägt es in´s Notizbuch ein.) Also: am elften, um zwölf im Bus Nummer Dreizehn.

ER. (Möchte auch etwas in das Notizbuch eintragen, hält aber inne.) Warte! Am elften kann ich nicht!

SIE. Du hast das doch selbst vorgeschlagen!

ER. Ich habe vergessen, dass meine Frau Geburtstag hat.

SIE. Ihr habt doch vorigen Monat den Geburtstag gefeiert.

ER. Das war nicht der Geburtstag meiner Frau, sondern unseres Kindes.

SIE. Du hast jede Woche eine Familienfeierlichkeit.

ER. Was kann ich dagegen machen?

SIE. Kannst du dir nicht etwas ausdenken, damit du für eine halbe Stunde mal weggehen kannst?

ER. (denkt nach.) Kannst du vielleicht Haare schneiden?

SIE. Nein

ER. Schade. Da hätte ich sagen können, dass ich zum Friseur gehe.

SIE. Und wenn ich es auch könnte, wo hätte ich dir dann die Haare geschnitten? Im Park? Im Bus?

ER. Sei nicht böse.

SIE. Ich bin nicht böse.

ER. Ich rufe dich lieber an.