Die Reize der Untreue - страница 5
SIE. Verstehst du, Mutter ist ein sehr guter Mensch…
ER. Und er?
SIE. Er ist auch ein guter Mensch.
ER. Aber diese guten Menschen wollen nicht zusammen wohnen.
SIE. Aber es geht nicht um sie. Ich möchte auch allein leben.
ER. Du möchtest dein eigener Herr sein?
SIE. Ja. Ist das schlecht?
ER. Nein, das ist gut.
SIE. Was rätst du mir?
ER. Zieht auseinander.
SIE. Hilfst du mir, eine Wohnung zu suchen?
ER. Natürlich. Aber warum willst du das nicht zusammen mit ihm machen?
SIE. Er ist sehr unpraktisch.
ER. Ich auch.
SIE. Du weigerst dich?
ER. Nein.
SIE. Wohnt deine Schwiegermutter bei euch oder woanders?
ER. Woanders.
SIE. Und wie sind deine Beziehungen zu ihr?
ER. Gut.
SIE. Und mit deiner Frau?
ER. Mit der sind sie auch gut.
SIE. Lebt ihr auch getrennt?
ER. Nein, zusammen.
SIE. Schade.
ER. Mir tut es auch leid.
Pause.
SIE. Also los, nehmen wir die Vorhänge ab.
Sie klettern auf die Stühle und nehmen den Vorhang ab.
Es ist gleich ungemütlich geworden, stimmt´s?
ER. Ja.
SIE. Es muss aufgeräumt werden. Meine Mutter kommt bald.
ER. Schon?
SIE. (müde.) Wie schnell ist der Tag verflogen.
ER. Ja.
SIE. Steck alle die Schachteln irgendwo hin.
ER. Warum versteckst du das Telefon im Kühlschrank?
SIE. (Verstört.) Mechanisch.
ER. Übrigens, es hat lange nicht geklingelt.
SIE. Ach, ich habe ja vergessen, dass es abgeschaltet ist. (Schaltet das Telefon ein. Sofort klingelt es. Sie nimmt den Hörer ab.) Ja, ja, Schatz. Nein, komm heute nicht. Ich bin sehr müde. Sei nicht traurig. Wir haben das ganze Leben vor uns. Nein, geh nicht zum Friseur: Die verschandeln dich. Na gut, komm abends vorbei. Ich werde dir selbst die Haare schneiden. (Legt den Hörer auf.)
ER. Du schneidest ihm selbst die Haare?
SIE. Ja. Was ist daran schlecht?
ER. Nein, das ist gut.
SIE. Was ist mit dir, Liebster?
ER. Nichts.
SIE. Deine Stimme ist ganz anders.
ER. Eine ganz normale Stimme. Ich sehe, du nennst alle gleich.
SIE. Überhaupt nicht. Er ist „Schatz”, und du – Liebster.
ER. Das ist das Gleiche.
SIE. Du verstehst gar nichts
ER. Ich war früher immer der Meinung, dass auf den Mann oder die Frau eifersüchtig sein dumm ist.
SIE. Und jetzt?
ER. Jetzt denke ich das immer noch.
SIE. Also bist du nicht eifersüchtig auf ihn?
ER. Ich bin eifersüchtig. Er ist ja noch nicht dein Mann.
SIE. Also wirst du ab morgen aufhören, eifersüchtig zu sein.
ER. Wann geht ihr gewöhnlich zu Bett?
SIE. Gewöhnlich sind wir noch nicht zu Bett gegangen.
ER. Und morgen?
SIE. (Zuckt mit den Schultern.) So gegen 11.
ER. Um Elf Null fünf rufe ich dich an und werde zwei Stunden reden.
SIE. Gut, dass du mich warnst. Ich werde das Telefon abstellen.
ER. Ich werde das Haus anzünden.
SIE. Ich werde die Feuerwehr rufen.
ER. Ich sage das im Ernst.
SIE. Ich auch.
ER. Bist du eifersüchtig auf meine Frau?
SIE. Nein. (Sieht, dass er eine Schachtel in die Hand genommen hat.) Vorsicht! Da ist das Service drin!
ER. (Schleudert die Schachtel weg.)
SIE. Was ist mit dir?
ER. Ich will alles in kleine Stücke zerschlagen! Du hast nicht einen Funken Takt.
SIE. Ich begreife nicht, warum du so böse wirst.
ER. Ich kann alles an dir nicht leiden.
SIE. Ich weiß, Liebster.
ER. Nenne mich nicht Liebster!
SIE. Gut.
ER. Du bist eine nüchterne, berechnende Spießbürgerin.
SIE. Ich weiß.
ER. Ich kann Spießbürgerinnen überhaupt nicht leiden.
SIE. Ich weiß.
ER. Du hast nur ein Ziel – ja nicht ohne Ehemann bleiben.
SIE. Willst du, dass ich ohne Ehemann bleibe?