Die Reize der Untreue - страница 6
ER. Ich will gar nichts. Das Lächerlichste ist, dass du mit dieser Hochzeit so zufrieden bist!
Sie schweigt.
Dein Haus baust du dauerhaft, aber das Häuschen auf Zeit baust du aus den Resten.
Sie schweigt.
ER. Dein Mann wird frisiert und umsorgt wie ein Rasen und ich....Warum schweigst du denn dauernd?
SIE. Mit Worten kann man unseren Knoten nicht entwirren.
ER. Du hast einen so guten Trumpf in der Hand! Bringe ihn ins Spiel!
SIE. Ich spiele nicht mit dir Karten.
ER. Sag, dass ich eine Familie habe und dass du keinen anderen Ausweg hast!
SIE. Wozu?
ER. Sag, dass du, wenn ich mit meiner Frau schlafe, das Recht hast, mit deinem Mann zu schlafen.
SIE. Wozu?
ER. Schlag mich auf meine schwache Stelle!
SIE. Ich will dich nicht schlagen.
ER. Warum forderst du nicht, dass ich meine Familie verlasse?
SIE. Willst du, dass ich das fordere?
ER. Ich will gar nichts!
SIE. (Nach einer Pause.) Schade, dass du nichts willst.
ER. Ich wollte so vieles. Ich habe den ganzen Tag gewartet, dass du sagst – „ich kann nicht“. Dass du sagst „Ich bleibe lieber allein.“
SIE. Und was wäre dann?
ER. Und dann hätte ich auch alles hingeworfen. Aber dir ist alles egal. Du willst mit einem leben, kannst aber auch mit dem anderen. Das kannst du doch?
SIE. Ich kann.
ER. Ich würde ohne Nachzudenken meine Familie wegen einer Frau verlassen, für die ich der Einzige auf der Welt bin. Aber du hast dich nicht einmal entschieden, die Hochzeit aufzuschieben. Nicht einmal um einen Tag.
SIE. Du weißt doch dass ich bereit bin, mich von ihm zu trennen.
ER. Ja. Wenn dir sofort eine Ware von besserer Qualität garantiert wird.
SIE. Aber Liebster....
ER. Nenne mich nicht Liebster.
SIE. Warum?
ER. Weil mir alles an dir zuwider ist.
SIE. Ich weiß.
ER. Du bist die allergewöhnlichste Dirne.
SIE. Ich weiß.
ER. Ich habe heute die ganze Nacht nicht geschlafen – mich hat der Hass fast erwürgt.
SIE. Hast du gedacht, ich bin eine Heldin oder ein Engel?
ER. Ich habe gar nichts gedacht.
SIE. (Nach kurzem Schweigen.) Es ist doch alles so einfach. Eine Woche vor der Hochzeit habe ich plötzlich zum ersten Mal begriffen, was das ist Liebe und was das ist ein Mann. Und dieser Mann ist nicht mein Mann. Und ich habe den Kopf verloren.
Er schweigt.
Wie viel Zeit haben wir noch zusammen? Ein paar Tage? Einige Minuten?
Er schweigt.
Ich habe ein ganzes Leben vor. Ohne dich. Und ich muss über dieses Leben nachdenken und es organisieren. Wer, wenn nicht ich?
Er schweigt.
Die Ringe sind gekauft, das Kleid ist genäht, die Einladungen sind verschickt, Die Verwandtschaft ist angereist… Ich allein kann nicht mehr anhalten. Und ich weiß nicht, was du willst. Hilf mir.
Er schweigt.
Warum schweigst du immer nur danach?
ER. Ich denke darüber nach, wie für uns alles gut sein könnte.
SIE. (Da sie von ihm das entscheidende Wort nicht hört, mit Bitterkeit.) Ja.
ER. Wir werden lernen, wie man sich ohne Liebe umarmt.
SIE. Ja.
ER.Und werden uns selbst ins Verderben stürzen.
SIE. Bereust du nicht, dass wir uns begegnet sind?
ER. Nein. Und du?
SIE. Nein.
ER. Ich liebe dich sehr.
SIE. Ich weiß.
ER. Was sollen wir machen?
SIE. Gleich kommt meine Mutter. Du musst gehen.
ER. Was hast du entschieden?
SIE. Nichts.
ER. (Steht auf.) Auf Wiedersehen.
SIE. Warte! Noch ein kleines Weilchen, wenigsten eine Minute!
Pause.
Sei nicht böse, dass ich dich gebeten habe, mir zu helfen.
ER. Ich bin nicht böse.
SIE. Ich mache so gern etwas mit dir zusammen.