Drei Kameraden - страница 2



Die Helden dieses Romans repräsentieren auch die verlorene Generation. Als sie zur Kenntnis gelangen, dass der Krieg unwiderruflich verloren ist, meint der Hauptheld des Romans, der junge Soldat Ludwig Graeber: „Wir können nirgendwo mehr hin. Was träumen wir nur! Wir sind gefangen und ausgeschlossen und verflucht… Ich weiß seit einiger Zeit nichts mehr. Früher war alles klar, und jetzt ist alles durcheinander. Ich möchte einschlafen und in einer anderen Zeit erwachen. Ich habe verdammt spät angefangen zu denken. Ich bin nicht stolz darauf.“

Der junge Soldat erlebt den Zusammenbruch der verlogenen Welt mit ihren versteinten „heroischen" Vorstellungen von dem Krieg, mit denen er aufgewachsen ist, und er beginnt nachzudenken. In ihm erwacht der Widerstandswille, er fühlt einen Antrieb zur Aktion gegen den Faschismus und will die Schuld der Deutschen reinigen. Sein Gefühl der Mitschuld läßt ihn handeln und er hilft flüchtigen Antifaschisten. Aus humaner Empörung erschießt er einen Massenmörder; um ihn an weiteren Mordtaten zu hindern, und rettet gefangene russische Bauern. Diese humane Tat des jungen Soldaten zeigt, dass die Kräfte des Guten in der deutschen Nation über das Böse triumphieren können.

E.M. Remarque lässt aber seinen Helden unmittelbar nach vollbrachter Tat einen sinnlosen Tod finden (er wird von einem der geretteten Bauern niedergeschossen), um auf die Sinnlosigkeit des Kriegs hinzuweisen und die kollektive Schuld der Deutschen zu betonen. So verurteilt er den Krieg, den der Faschismus dem deutschen Volk aufgezwungen hat, als widersinniges Schicksal. Sein Held lebt das Schicksal voll aus, das das deutsche Volk betrifft. Er symbolisiert die deutsche Nation im Widerstreit zwischen Barbarei und Humanität. Der Widerstand gegen den Faschismus ist zugleich die Hoffnung, dass das deutsche Volk einen Weg in die Zukunft findet, wo alles anders werde. Die Geliebte des gefallenen Soldaten bringt ein Kind zur Welt gerade deshalb, um es gegen den Krieg zu erziehen. „Sollen nur die Barbaren Kinder haben? Wer soll dann die Welt in Ordnung bringen?" fragt sie. Ihre Liebe hat also einen Sinn. Dieser Optimismus ist etwas Neues in E.M. Remarques Werken.

Der Roman „Der schwarze Obelisk“ (1956) führt in die Weimarer Republik des Jahres 1923 zurück. Die Kriegsgewinner und Schieber und die deutsche Bourgeoisie wollen politisch im trüben fischen und bereichern sich an dunklen Geschäften und an Spekulationen, indem sie Arbeiter, Bauern, Angestellte, kleine Geschäftsleute und Künstler in unvorstellbare Not und Verzweiflung stürzen. In diesem Roman bestätigt sich E.M. Remarques Einsicht aus den 30ger Jahren: „Ich dachte immer, jeder Mensch sei gegen den Krieg, bis ich herausfand, dass es welche gibt, die dafür sind, besonders die, die nicht hineingehen müssen."

Die Hauptfigur des Buches, der Ich-Erzähler Ludwig Bodmer, erlebt die wirre Zeit der Inflation in Deutschland. In seinem Lebensgang begegnen ihm Ereignisse von grotesker Komik und erschütternder Tragik, die davon zeugen, dass seine Wahrheitssuche nie zu Ende ist. Bodmer hat viel durch das Leben gelitten. Im ersten Weltkrieg hat er als jünger Soldat das Töten und den Zynismus kennengelernt. Jetzt rettet er sich oft in eine bittere Ironie. Er verdient sein Brot im Grabsteinunternehmen seines Kriegskameraden als Zeichner und Werbeleiter und ab und zu auch als Orgelspieler. Aber sogar unter seinen ehemaligen Frontkameraden fühlt er sich unendlich einsam und verlassen. Die Frontkameradschaft und seine Liebe scheitern vor der rauhen Wirklichkeit. Doch sagt er: „Ich will wissen" statt „Ich weiß nicht". Darum strebt er nach Wahrheit und forscht nach dem Sinn des Lebens, des Todes, der Liebe und des Gottes. Er interessiert sich für Wissenschaft und Religion und streitet über Krieg und Frieden. Am Anfang des Romans fragt sich Bodmer: „Wozu lebe ich?" Am Ende weiß er es: „Um zu leben.“ Er hat es durch Isabelle, seine schwerkranke Geliebte erfahren, die in ihrem Zustand frei war und ausrufen konnte: „Du süßes und geliebtes Leben, ich glaube, ich habe endlich gefunden, was Liebe ist! Es ist Leben, nichts als Leben!"