Heute oder nie! - страница 19
MARINA: Danke für das Kompliment.
MANN: Warum sagen Sie mir nicht die ganze Wahrheit?
MARINA: Sind Sie hierhergekommen, um private Verhältnisse zu klären?
MANN: Nein. Unser Thema wird viel ernster…
Johanna und Anton treten ein.
MARINA: Nun, weiter, warum hören Sie denn auf?
MANN: Das ist kein Gespräch für Außenstehende.
MARINA: Gut, setzen wir es in ein paar Minuten fort.
MANN: Ein paar Minuten – einverstanden, aber nicht mehr. (Geht hinaus.)
JOHANNA: Wer war das?
MARINA: Unwichtig. Wo ist der Doktor?
JOHANNA: Er ist in die Klinik gegangen.
MARINA: Und, wie ist er?
JOHANNA: (Zufrieden.) Genau so, wie er sein soll.
MARINA: Ganz?
JOHANNA: Es scheint so.
MARINA: Ist er in die Klinik gegangen, um zu behandeln, oder sich behandeln zu lassen?
JOHANNA: Um zu behandeln.
MARINA: Ich an seiner Stelle, würde mich behandeln lassen.
JOHANNA: Ich sehe, er tut dir Leid.
MARINA: Und dir nicht?
JOHANNA: Mir tun wir alle Leid.
MARINA: Er ist ein sehr guter Mensch.
JOHANNA: Wir sind auch keine schlechten Leute.
MARINA: Bist du sicher?
JOHANNA: Du brauchst mich nicht mit Fragen zu löchern. Ich schlaf´ auch so nächtelang nicht.
MARINA: (Anteilnehmend.) Du siehst nicht besonders aus.
JOHANNA: Du auch.
MARINA: Glaubst du, mir fällt es leicht?
JOHANNA: Und du glaubst, mir ist lustig dabei zumute?
ANTON: Um die Wahrheit zu sagen, auch für mich ist es kein Zuckerlecken.
JOHANNA: (Beißend.) Für ihn ist es „kein Zuckerlecken“! Und wegen wem, glaubst du, befinden wir beide uns hier?
ANTON: (Schuldbewusst.) Wegen mir.
JOHANNA: Gut, dass wenigstens du das begreifst. (Pause.)
ANTON: Eigentlich werde ich hier nicht mehr gebraucht. Kann ich gehen?
MARINA: Keinesfalls! Dich darf man nirgendwo allein hinlassen.
JOHANNA: Du weißt, dass wir dir das verbieten.
ANTON: Ich bin kein Kind.
MARINA: Hör auf! Wir haben auch so die ganze Zeit Angst, dass du wieder irgendetwas anstellst.
ANTON: Ich habe mich doch zu eurem Wohl bemüht.
JOHANNA: Danke, du hast uns schon viel Wohl bereitet.
ANTON: Ich will von hier weg.
JOHANNA: Wir wollen alle weggehen.
ANTON: Ich bin müde.
MARINA: Wir sind alle müde.
ANTON: Das ist alles ermüdend und unangenehm. Ich geh´.
JOHANNA: (Hält ihn fest.) Sitz!
MARINA: Hör auf, nervös zu sein, Lieber. Soll ich dir einen Kaffee machen?
JOHANNA: Lass das, du hast ihn auch so verwöhnt.
MARINA: Was soll ich tun? Ich liebe ihn.
JOHANNA: Ich liebe ihn auch. Aber man darf mit ihm doch nicht die ganze Zeit zu nachsichtig sein. Und woher nimmst du hier Kaffee?
MARINA: Aus der Thermoskanne des Doktors.
ANTON: Lasst uns lieber Cognac trinken. Er hat viel davon. (Öffnet die Bar.)
MARINA: Nein, Lieber, das dürfen wir nicht. Wir müssen in Form sein.
ANTON: Ihr liebt mich so, und ich verursache euch nur Unannehmlichkeiten. Glaubt ihr, dass mich das Gewissen nicht quält?
JOHANNA: Anstelle von Gesprächen über das Gewissen, solltest du dich lieber bemühen, gesund zu werden.
ANTON: Ich bemühe mich. Aber diese Anwandlung ist stärker, als ich.
JOHANNA: Nicht sie ist stärker, sondern du bist schwächer.
MARINA: Du solltest ihm nichts vorwerfen. Das ist nicht der Zeitpunkt dazu.
JOHANNA: Du beschützt ihn ewig.
MARINA: Und du willst, dass ich ihn angreife? (Pause.)
JOHANNA: Es ist Zeit, auseinanderzugehen.
MARINA: (An Johanna.) Gehen wir, ich will dir etwas sagen.
ANTON: Ich geh´ mit euch.
JOHANNA: Nein, bleib hier! So werden wir ruhiger sein.
Marina und Johanna gehen. Bleibt alleine im Sessel des Doktors. Der Doktor tritt ein.