Heute oder nie! - страница 29
ER: Wenn er das will.
SIE: Und Sie wollen nicht?
ER: Und ich will nicht.
SIE: Nun denn, dann werden wir eben gemeinsam schweigen.
Er bemüht sich erneut, das Dokument zu lesen. Sie schaut ihn schweigend an.
ER: (Wendet sich gereizt vom Lesen ab.) Warum starren Sie mich an? Was wollen Sie?
SIE: Nichts. Vielleicht Sie ein bisschen reizen.
ER: Weshalb?
SIE: Ich weiß nicht. Wahrscheinlich aus Langeweile.
ER: Gehen Sie, vergnügen Sie sich woanders.
SIE: Ist Ihnen denn nicht langweilig? Sie sind zugereist hier, in einer fremden Stadt können Sie nichts unternehmen…
ER: Warum gehen Sie davon aus, dass ich zugereist bin?
SIE: Wer kann denn noch spät abends in einem Hotelrestaurant mit der Aktentasche sitzen und irgendein tristes Schriftstück lesen?
ER: Und Sie schlagen mir vor, mich zu vergnügen?
Sie antwortet nicht. Er schaut sie zum ersten Mal aufmerksam an und schätzt sie von Kopf bis Fuß ab.
SIE: (Seinem Blick folgend richtet sie sich auf, rückt die Schultern zurecht und fragt leicht ironisch, dabei posierend.) Nun, gefällt´s?
ER: (Ungernzugebend.) Nicht schlecht.
SIE: Danke. Also, vielleicht machen wir uns endlich bekannt?
ER: Danke für den Vorschlag, aber ich bin kein Liebhaber von leichten Bekanntschaften.
SIE: Aber warum gehen Sie davon aus, dass die Bekanntschaft mit mir leicht wird? Ich verspreche, dass sie schwierig wird.
ER: Sie wird… überhaupt nichts.
SIE: Aber sie hat doch schon stattgefunden.
ER: Nichts dergleichen. Ich kenne Sie nicht und will Sie nicht kennen.
SIE: Warum denn so schroff?
ER: Um gleich den Punkt auf das I zu setzen. Geh und fang dir einen anderen Mann! (Steckt entschlossen das Papier in die Aktentasche.)
SIE: Und wenn ich ausgerechnet Sie fangen will?
ER: Vergeude keine Zeit, das klappt nicht. Zufällige Verbindungen sind nicht mein Stil. Außerdem liebe ich meine Frau.
SIE: (Mit gespielter Verwunderung.) Was Sie nicht sagen? Ein Mann wohnt im Hotel und gesteht einer Frau, dass er verheiratet ist! Und seine Frau auch noch liebt! Ein seltenes Beispiel von Aufrichtigkeit und Ordnungssinn.
ER: So oder so, ich bin verheiratet und damit Schluss.
SIE: Aber wen stört das? Habe ich denn mit einem Wort bemerkt, dass Sie mich heiraten sollten?
ER: Bisher nicht, aber deiner Eile nach, spielst du vielleicht bald darauf an. (Sieht sich im Saal um.) Wohin ist dieser verdammte Kellner verschwunden?
SIE: (Sich noch gemütlicher setzend.) Ich spüre, dass Sie nicht von Ihrer Standhaftigkeit überzeugt sind und mich deshalb vertreiben.
ER: Hören Sie zu, das beginnt mir lästig zu werden. Hier gibt es ausreichend freie Tische. Warum, haben Sie sich ausgerechnet zu mir gesetzt?
SIE: Weil ich das wollte.
ER: Ich sehe, so einfach lassen Sie nicht von mir ab, deshalb, lass uns eines klar stellen: Ich bin dagegen und habe mit Straßenmädchen nichts am Hut. Du hast keinerlei Chance.
SIE: Und Sie, versteht sich, bevorzugen ordentliche.
ER: Versteht sich.
SIE: Aber was ist denn nach Ihrer Meinung ein Straßenmädchen?
ER: Eine, die Liebe für Geld verkauft.
SIE: Das heißt, Sie bevorzugen ordentliche aus Sparsamkeit?
ER: Ärger´ mich nicht!
SIE: Das werd´ ich nicht. Das heißt, für Sie bin ich eine von der Straße?
ER: Was denn sonst?
SIE: Mache ich mich denn auf der Straße an Sie heran?
ER: Auf der Straße, im Restaurant – welcher Unterschied? Hauptsache, für Geld.
SIE: Habe ich Sie um Geld gebeten?
ER: