Lauert - страница 12



»Lass dir dein restliches Essen schmecken. Es gibt noch Käsekuchen im Kühlschrank. Ich bin müde. Ich werde duschen und ins Bett gehen.«

Danach hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen. Ryan war aufgestanden und zur Arbeit gegangen, ehe Riley am Morgen erwacht war.

Sie wünschte, sie hätte ihn nicht so angeblafft. Aber welche Wahl hatte er ihr denn gelassen? Er war nicht sehr zartfühlend mit ihren Hoffnungen und Träumen umgegangen.

Das Gewicht ihres Verlobungsrings fühlte sich am Finger komisch an. Sie streckte die Hand vor dem Gesicht aus und betrachtete ihn. Der kleine, aber hübsche Edelstein funkelte im fluoreszierenden Deckenlicht. Und sie erinnerte sich daran, wie Ryan schüchtern vor ihr niedergekniet war, um ihr einen Antrag zu machen.

Das schien jetzt schon wieder so lange her zu sein.

Nach ihrer hässlichen Verabschiedung gestern fragte sich Riley, ob sie jetzt überhaupt noch verlobt waren. War ihre Beziehung vorbei? Hatten sie miteinander Schluss gemacht, ohne es wirklich auszusprechen? Was es Zeit, Ryan zurückzulassen – ebenso wie sie alle anderen Dinge hinter sich ließ? Und war Ryan bereit, sie hinter sich zu lassen?

Einen Augenblick lang spielte sie mit der Idee, das Taxi und den Zug nach Quantico fahren zu lassen – wenigstens im Moment. Vielleicht wäre es kein Schaden, einen Tag zu spät zum Unterricht zu kommen. Vielleicht konnte sie nochmal mit Ryan sprechen, wenn er aus der Arbeit kam. Vielleicht könnten sie die Dinge zurechtrücken.

Aber sie begriff sehr schnell …

Wenn ich jetzt zu unserer Wohnung zurückfahre, fahre ich womöglich niemals nach Quantico.

Bei dem Gedanken erschauderte sie.

Irgendwie wusste sie, dass ihr Schicksal sie in Quantico erwartete und das wollte sie nicht verpassen.

Jetzt oder nie, dachte sie.

Sie nahm ihren Koffer und verließ das Gebäude. Dann nahm sie ein Taxi zum Bahnhof.

Kapitel vier

Guy Dafoe mochte es nicht besonders, morgens so früh aufzustehen. Aber wenigstens arbeitete er diesmal hart für sein eigenes Vieh und nicht für die Herden anderer Besitzer. Die notwendigen Arbeiten in der Frühe schienen nun den Aufwand wert zu sein.

Die Sonne ging gerade auf und er wusste, dass es ein schöner Tag werden sollte. Er liebte den Geruch der Felder und die Geräusche der Rinder.

Er hatte jahrelang auf größeren Viehfarmen und mit größeren Herden gearbeitet. Aber dies war sein eigenes Land, seine eigenen Tiere. Er war dabei, die Tiere zu füttern und sie nicht künstlich mit Getreide und Hormonen zu mästen. Das war eine Verschwendung der Ressourcen und das Vieh, das zum bloßen Fleischverzehr hochgezüchtet wurde, hatte ein elendes Leben. Er fühlte sich gut mit dem, was er tat.

Er hatte alle seine Ersparnisse in den Erwerb dieser Farm und einen Grundstock an Vieh gesteckt. Er wusste, dass es ein großes Risiko war. Aber er glaubte fest daran, dass es eine echte Zukunft für den Verkauf von Rindfleisch gab, bei dem die Tiere mit Gras gefüttert wurden. Es war ein Wachstumsmarkt.

Die einjährigen Kälber standen in Grüppchen um die Scheune herum, wo er sie letzte Nacht umzäunt hatte, damit er ihren Gesundheitszustand und ihr Heranwachsen überprüfen konnte. Sie beobachteten ihn und muhten sanft, so als ob sie auf ihn warteten.

Er war stolz auf seine kleine Herde Black Angus Rindern. Manchmal musste er der Versuchung widerstehen, sie zu nahe an sich heranzulassen, wie wenn sie Haustiere waren. Sie waren schließlich Tiere, die zur Nahrungsmittelerzeugung gehalten wurden. Es wäre eine schlechte Idee, an irgendeines der Tiere sein Herz zu hängen.