Lauert - страница 13



Heute wollte er die einjährigen Kälber auf die Weide am Straßenrand treiben. Das Feld, auf dem sie jetzt standen, war schon abgegrast. Die Grasweide mit den guten Leguminosen am Rande der Straße stand zum Abweiden bereit.

Gerade als er das Gatter weit aufschwang, bemerkte er etwas Seltsames am anderen Ende der Weide. Es sah wie ein Gewirr oder Bündel auf der hiesigen Seite in der Nähe der Straße aus.

Er murmelte laut …

»Was auch immer es ist, es ist wahrscheinlich nichts Gutes.«

Er schlüpfte durch das geöffnete Gatter und schlug es hinter sich wieder zu. Er ließ die einjährigen Kälber kurz wo sie waren. Er wollte seine Bestände nicht auf das Feld treiben, bis er herausgefunden hatte, was es mit dem komischen Gegenstand auf sich hatte.

Als er über die Weide schritt, nahm seine Verwirrung weiter zu. Es sah wie ein riesiges Stacheldrahtknäuel aus, das von einem Zaunpfosten hing. War jemandem eine Rolle von dem Zeug vom Laster gefallen, die dort irgendwie hängengeblieben war?

Aber als er näher darauf zuging, sah er, dass es keine neue Rolle war. Es war ein Geflecht von altem Draht, das in alle Richtungen gewickelt war.

Das ergab doch keinen Sinn.

Als er das Bündel erreicht hatte und es anstarrte, merkte er, dass sich in der Mitte etwas befand.

Er lehnte sich in Richtung Knäuel, betrachtete es aus der Nähe und fühlte den plötzlichen, kalten Hauch des Entsetzens.

»Was zur Hölle!» schrie er gellend und machte einen Satz zurück.


Aber vielleicht war das nur seine Einbildung. Er zwang sich, nochmals hinzuschauen.

Da war es – das Gesicht einer Frau, blass, schmerzverzerrt und mit Wundmalen übersät.

Er griff nach dem Draht, um ihn von ihr runterzuziehen, aber das ließ er schnell sein.

Das macht gar keinen Sinn, stellte er fest. Sie ist tot.

Er stolperte zum nächsten Zaunpfahl hinüber, lehnte sich darauf und musste kräftig würgen.

Reiß dich zusammen, ermahnte er sich selbst.

Er musste die Polizei anrufen – und zwar gleich.

Er taumelte rückwärts und fing dann an, in Richtung Haus zu laufen.

Kapitel fünf

Special Agent Jake Crivaro richtete sich kerzengerade auf, als das Telefon in seinem Büro klingelte.

Es war schon wieder viel zu ruhig in Quantico gewesen – seit seiner gestrigen Rückkehr.

Nun sagte ihm sein Instinkt sofort …

Ein neuer Fall.

Das war ja klar. Sobald er den Hörer abgenommen hatte, hörte er die sonore Stimme von Erik Lehl, dem befehlshabenden Special Agent …

«Crivaro, ich brauche Sie sofort hier in meinem Büro.«

Jake legte auf und griff nach seiner Notfalltasche, die er immer bereithielt. Befehlshaber Lehl war gerade noch lakonischer gewesen als für gewöhnlich, was sicher bedeutete, dass es dringend etwas zu tun gab. Crivaro war sich sicher, dass er bald irgendwo hinreisen würde – vielleicht sogar schon in der nächsten Stunde.

Er fühlte sein Herz ein klein wenig schneller schlagen, als er den Flur entlangeilte. Es war ein gutes Gefühl. Nach seinem 10-wöchigen Arbeitspensum, wo er als Mentor im FBI-Honors-Praktikantenprogramm beschäftigt gewesen war, war dies nun eine willkommene Rückkehr zur Normalität.

Während der ersten paar Tage des Sommerprogramms musste er sich mit einem auswärtigen Mordfall befassen – der berüchtigte “Clown-Killer“ hatte zugeschlagen. Danach hatte er sich der profaneren Welt als Mentor gewidmet. Nur eine aus der Gruppe der Praktikanten – eine talentierte junge Frau namens Riley Sweeney, die einen zur Verzweiflung bringen konnte – hatte eine auffallende Brillanz gezeigt, ihm bei dem Fall zu helfen.