Lauert - страница 26
»Keinen Grund!« sagte Gibson und geiferte vor Zorn. »Genau an jenem Tag hat er ihr nach dem Leben getrachtet. Und bitte beleidige mich nicht mit diesem Unsinn über das Opfer in Dighton und dass Phil sie nicht umgebracht haben könnte. Wir wissen beide, dass er ein brauchbarer Verdächtiger ist, was den anderen Mord angeht.«
Jakes Interesse war plötzlich geweckt.
»Ein brauchbarer Verdächtiger?« fragte er.
Gibson sagte voller Spott zu Sheriff Tallhamer: »Also haben Sie’s ihm nicht erzählt, oder?«
»Mir was erzählt?« fragte Jake.
»Das über Phil Cardins Bruder Harvey,« sagte Gibson zu Jake. »Er pflichtet Phil in allen Dingen bei. Er hat Alice auch bedroht. Er erwischte sie am Telefon und sagte ihr, dass er und Phil sich an ihr rächen würden. Er hat sie an dem Tag, an dem sie ermordet wurde, angerufen. Und wo immer er gestern auch gewesen ist, auf jeden Fall nicht in irgendeiner Gefängniszelle. Er hat diese Frau in Dighton ermordet. Ich würde mein Leben darauf verwetten.«
Jake war jetzt ehrlich überrascht.
Er fragte Gibson: »Warum meinen Sie würde er jemanden in einer anderen Stadt töten?«
Gibson antwortete: »Was sein Motiv ist, meinen Sie? Vielleicht hatte er etwas Persönliches gegen diese Frau. Er reist viel im Bundesstaat herum. Vielleicht hat er ja was mit ihr angefangen und ist dann in die Fußstapfen seines Bruders getreten. Aber ich denke, er hat es höchstwahrscheinlich getan, um seinen Bruder zu schützen – damit die Leute denken, dass Phil Alice nicht getötet hat.«
Tallhamer seufzte und sagte: »Earl, darüber haben wir doch auch vor kurzem gesprochen, oder nicht? Wir kennen doch beide Harvey Cardin schon unser ganzes Leben lang. Er durchquert die ganze Gegend, weil er ein herumreisender Klempner ist. Er reißt ab und zu die Klappe auf, aber er ist nicht wie sein Bruder. Er tut keiner Fliege etwas zuleide. Ganz zu schweigen davon, dass er irgendjemand auf so scheußliche Weise umbringen könnte.«
Jake schweifte gedanklich kurz ab, um zu verarbeiten, was er gehört hatte.
Er wünschte sich, dass Tallhamer ihm bereits ganz zu Anfang von Harvey Cardin erzählt hatte.
Tja, Polizisten in der Kleinstadt, dachte er. Einige von ihnen waren sich so sicher, dass sie über jeden im Distrikt alles wussten, dass sie leicht übersahen, was wichtig war.
Jake sagte zu Sheriff Tallhamer: »Ich möchte mit Harvey Cardin sprechen.«
Der Sheriff hob die Schultern, als ob er das als Zeitvergeudung ansehen würde.
Er sagte: »Also, wenn Sie das wünschen. Harvey lebt nur ein paar Blocks weiter von hier. Ich nehme sie dorthin mit.«
Als Jake sich mit dem Sheriff in Bewegung setzte, sah er, dass Gibson ihnen folgte. Das Letzte, was Jake gerade brauchte, war ein trauernder und erzürnter Witwer, der sich in das Interview mit einem möglichen Verdächtigen einschaltete.
Er sagte so sachte er konnte: «Dr. Gibson, der Sheriff und ich müssen das alleine machen.«
Als Gibson den Mund öffnete, um zu widersprechen, fügte Jake hinzu …
»Ich möchte Sie in Kürze interviewen. Wo kann ich Sie finden?«
Gibson blieb für einen Augenblick still.
»Ich bin in meiner Arztpraxis,» sagte Gibson. »Der Sheriff kann Ihnen sagen, wo sie ist.«
Gibson drehte sich um und stürmte ärgerlich von dannen.
Jake und Tallhamer liefen eine kurze Strecke zu einem kleinen, weißen Haus, wo Harvey Cardin lebte. Es war ein baufälliges Häuschen mit einem verwilderten Rasen.