Lauert - страница 28



Aber wenn nicht?

Jake hatte gerade noch keine alternativen Szenarios parat. Er hatte kein Bauchgefühl gehabt, dass irgendjemand in Hyland auch nur einen der Morde verübt hatte. Alle, mit denen sie an diesem Tag sprachen, schienen Alice gern gemocht zu haben und niemand in Hyland hatte anscheinend Hope Nelson gekannt, außer dem Namen nach. Alice Gibson hatte sie offenbar auch nicht gekannt. Die zwei Frauen kamen aus derselben Region dieses Bundesstaats, aber hatten ihr Leben in verschiedenen Kleinstädten und unterschiedlichen gesellschaftlichen Kreisen verbracht.

Als sie nach einem fruchtlosen Tag wieder bei der Polizeiwache ankamen, sagte Jake dem Wachtmeister in Tallhamers Büro, dass er Phil Cardin gut im Auge haben solle, besonders um sicherzustellen, dass er nicht versuchte, die Stadt zu verlassen.

»Einmal halte ich noch an,« sagte er zu Tallhamer, »und dann gebe ich für heute auf.

Der Sheriff fuhr Jake hinaus zum ersten Tatort.

Der Abend dämmerte, bis sie dort ankamen. Der Zaunpfosten, an dem die baumelnde Leiche von Alice Gibson gefunden worden war, war mit einem Kreuz markiert, das der Wachtmeister von Sheriff Tallhamer auf den Pfosten gemalt hatte. Der Zaun grenzte an eine Weide mit sanften Hügeln an. Genau wie der Ort, wo man Hope Nelsons Körper gefunden hatte.

Jake unterdrückte ein Seufzen, als er sich dieses baumelnde, scheußliche Bündel vorstellte …

Unter anderen Umständen wäre dies ein netter Ort für einen Besuch.

Er nahm an, dass es einen auffallend kranken Menschen brauchte, um so ein grässliches Objekt in einer so schönen Umgebung zurückzulassen.

War Phil Cardin ein solcher Mensch?

Könnte sein Bruder so jemand sein?

Jake ging bei dem Zaunpfosten in die Knie und atmete tief und langsam durch. Er hoffte, ein Gefühl zu erhaschen, was dort wohl passiert war. Jake war bekannt dafür, dass seine Intuition an Tatorten auf die Sprünge kam und er oft ein verblüffendes Gefühl für die Denkweise eines Kriminellen entwickelte. Jake kannte niemanden anderen, der das beherrschte – außer vielleicht der jungen Riley Sweeney. Aber ihr Instinkt war noch sehr schwankend und ungebändigt.

An diesem Morgen am anderen Schauplatz des Verbrechens hatte Jake nicht einmal eine derartige Verbindung herstellen können – nicht mit dem ganzen Tumult, der da um ihn herum getobt hatte und dazu noch die Ankunft des Helikopters dieses TV-Senders.

Klappt es jetzt? fragte er sich.

Jake schloss die Augen und konzentrierte sich. Er versuchte, irgendeine Art von Bauchgefühl zu bekommen.

Es kam nichts.

Als er seine Augen öffnete, sah er drei schwarz-weiße Black Angus Kühe, die herbeigewandert waren und ihn neugierig ansahen. Er fragte sich, ob sie gesehen hatten, was in jener Nacht passiert war? Falls ja, hatte das blanke Entsetzen, dessen sie Zeugen geworden waren, irgendeine Auswirkung auf sie gehabt?

»Wenn ihr nur sprechen könntet,« murmelte Jake den Kühen zu.

Er erhob sich und fühlte sich vollkommen entmutigt.

Es war Zeit, wieder nach Dighton hinüberzufahren und beim Spurensicherungsteam vorbeizuschauen. Er würde sich die Notizen des Tages noch einmal ansehen und dann im einzigen Motel der Stadt zum Schlafen hinlegen. Dann am nächsten Tag früh aufstehen. Jake hatte noch ein paar unerledigte Sachen in Dighton zu Ende zu bringen, darunter ein ernstes Gespräch mit dem Ehemann von Hope Nelson, dem Bürgermeister von Dighton. Mason Nelson war noch zu sehr unter Schock gestanden, als dass Jake mit ihm am Tatort hätte reden können.