Венера в мехах. Уровень 3 / Venus im Pelz - страница 2



«Auch hier “Venus im Pelz“», sprach er fein lächelnd. «Ich glaube nicht, dass der alte Venetianer damit eine Absicht verbunden hat. Er hat einfach das Porträt von einer vornehmen Messaline gemacht. Er hat die Artigkeit gehabt, ihr den Spiegel halten zu lassen. Darin prüft sie ihre majestätischen Reize mit kaltem Behagen. Aber die Arbeit scheint ihm sauer genug zu werden. Das Bild ist eine gemalte Schmeichelei. Später hat ein ›Kenner‹ der Rokokozeit die Dame auf den Namen Venus getauft. Der Pelz der Despotin ist zu einem Symbol der Tyrannei und Grausamkeit geworden, welche im Weib und seiner Schönheit liegt.

Aber genug, so wie das Bild jetzt ist, erscheint es uns als die pikanteste Satire auf unsere Liebe. Venus, die im abstrakten Norden, in der eisigen christlichen Welt in einen großen schweren Pelz schlüpfen muss, um sich nicht zu erkälten[11]

Severin lachte und zündete eine neue Zigarette an.

Eben ging die Tür auf. Eine hübsche volle Blondine mit klugen freundlichen Augen, in einer schwarzen Seidenrobe, kam herein. Sie brachte uns kaltes Fleisch und Eier zum Tee. Severin nahm eines der letzteren und schlug es mit dem Messer auf. «Habe ich dir nicht gesagt, dass ich sie weich gekocht haben will?» rief er mit einer Heftigkeit. Die junge Frau zitterte.

«Aber lieber Sewtschu —» sprach sie ängstlich.

«Was Sewtschu», schrie er, «gehorchen sollst du, gehorchen, verstehst du», und er riß den Kantschuk, welcher neben seinen Waffen hing, vom Nagel.

Die hübsche Frau floh wie ein Reh rasch und furchtsam aus dem Zimmer.

«Warte nur, ich erwische dich noch», rief er ihr nach.

«Aber Severin», sagte ich, meine Hand auf seinen Arm legend, «wie kannst du die hübsche kleine Frau so erschrecken!»

«Sieh dir das Weib nur an», antwortete er. Er winkte humoristisch mit den Augen zu, «hätte ich ihr geschmeichelt, so hätte sie mir die Schlinge um den Hals geworfen[12]. Weil ich sie mit dem Kantschuk erziehe, betet sie mich an.»

«Geh mir!»

«Geh du mir, so muss man die Weiber dressieren.»

«Leb meinetwegen wie ein Pascha in deinem Harem, aber stelle mir nicht Theorien auf —»

«Warum nicht», rief er lebhaft, «nirgends passt Goethes ›Du musst Hammer oder Amboss sein‹[13] so vortrefflich wie auf das Verhältnis von Mann und Weib. Das hat dir beiläufig Frau Venus im Traum auch zugegeben. In der Leidenschaft vom Mann ruht die Macht vom Weib. Es versteht sie zu benützen, wenn der Mann sich nicht vorsieht. Er hat nur die Wahl, der Tyrann oder der Sklave vom Weib zu sein. Wie er sich hingibt, hat er auch schon den Kopf im Joche und wird die Peitsche fühlen[14]

«Seltsame Maximen!»

«Keine Maximen, sondern Erfahrungen», sagte er mit dem Kopf nickend, «ich bin im Ernst gepeitscht worden. Ich bin geheilt, willst du lesen wie?»

Er erhob sich und holte aus seinem massiven Schreibtisch eine kleine Handschrift, welche er vor mir auf den Tisch legte.

«Du hast früher nach jenem Bild gefragt. Ich bin dir schon lange eine Erklärung schuldig. Da – lies.»

Severin setzte sich zum Kamin, den Rücken gegen mich. Er schien mit offenen Augen zu träumen. Wieder war es still, und wieder sang das Feuer im Kamin, und der Samowar und das Heimchen im alten Gemäuer und ich schlug die Handschrift auf und las:

«Bekenntnisse eines Übersinnlichen», an dem Rande vom Manuskript standen als Motiv die bekannten Verse aus dem Faust variiert: