Венера в мехах. Уровень 3 / Venus im Pelz - страница 4



Eigentlich interessiert mich die schöne Frau dort oben sehr wenig. Ich bin in eine andere verliebt, und zwar höchst unglücklich verliebt, noch weit unglücklicher, als Ritter Toggenburg und der Chevalier in Manon l’ Escault. Denn meine Geliebte ist von Stein.

Im Garten befindet sich eine graziöse kleine Wiese. Da weiden friedlich ein paar zahme Rehe. Auf dieser Wiese steht ein Venusbild von Stein. Das Original, glaube ich, ist in Florenz. Diese Venus ist das schönste Weib, das ich in meinem Leben gesehen habe.

Das will nicht viel sagen, denn ich habe wenig schöne Frauen, ja überhaupt wenig Frauen gesehen. Und ich bin auch in der Liebe nur ein Dilettant. Er ist nie über die Grundierung, über den ersten Akt hinausgekommen.

Wozu auch in Superlativen sprechen, als wenn etwas, was schön ist, noch übertroffen werden könnte[17]. Genug, diese Venus ist schön und ich liebe sie, so leidenschaftlich, so krankhaft innig, so wahnsinnig. Wie kann man nur ein Weib lieben, das unsere Liebe mit einem ewig gleichen, ruhigen, steinernen Lächeln erwidert. Ja, ich bete sie förmlich an.

Oft liege ich unter dem Laubdach und lese. Oft besuche ich meine kalte, grausame Geliebte auch bei Nacht und liege dann vor ihr auf den Knien. Das Antlitz ist gegen die kalten Steine gepreßt. Darauf ruhen ihre Füße ruhen, und bete zu ihr.

Es ist unbeschreiblich, wenn dann der Mond heraufsteigt. Er ist eben im Zunehmen. Und zwischen den Bäumen schwimmt und die Wiese taucht in silbernen Glanz. Die Göttin steht dann wie verklärt und badet in seinem weichen Licht.

Einmal kehrte ich durch eine der Alleen nach Hause zurück. Ich sah plötzlich, nur durch die grüne Galerie von mir getrennt, eine weibliche Gestalt, weiß wie Stein. Da war mir es, als hätte sich das schöne Marmorweib erbarmt. Sie war lebendig und mir gefolgt. Mich aber fasste eine namenlose Angst. Das Herz drohte mir zu springen, und statt -

Nun, ich bin ja ein Dilettant. Ich blieb, wie immer, beim zweiten Verse stecken, nein, im Gegenteil, ich blieb nicht stecken, ich lief, so rasch ich laufen konnte.


Welcher Zufall! ein Jude, der mit Photographien handelt, spielt mir das Bild von meinem Ideal in die Hände. Es ist ein kleines Blatt, die «Venus mit dem Spiegel» von Titian. Welch ein Weib! Ich will ein Gedicht machen. Nein! Ich nehme das Blatt und schreibe darauf: «Venus im Pelz».

Du frierst, während du selbst Flammen erregst. Hülle dich nur in deinen Despotenpelz, wem gebührt er, wenn nicht dir, grausame Göttin der Schönheit und Liebe!

Und nach einer Weile fügte ich einige Verse von Goethe hinzu, die ich vor kurzem in seinen Paralipomena zum Faust gefunden habe.

An Amor!
«Erlogen ist das Flügelpaar,
Die Pfeile, die sind Krallen,
Die Hörnerchen verbirgt der Kranz,
Er ist ohne allen Zweifel,
Wie alle Götter Griechenlands,
Auch ein verkappter Teufel.»

Dann stellte ich das Bild vor mich auf den Tisch, und betrachtete es.

Die kalte Koketterie, die Strenge, Härte, welche in dem Marmorantlitz liegt, entzücken mich und flößen mir zugleich Grauen ein.

Ich nehme noch einmal die Feder; da steht es nun:

«Lieben, geliebt werden, welch ein Glück! und doch wie verblasst der Glanz desselben gegen die qualvolle Seligkeit, ein Weib anzubeten, das uns zu seinem Spielzeug macht, der Sklave einer schönen Tyrannin zu sein, die uns unbarmherzig mit Füßen tritt. Auch Simson, der Held, der Riese, gab sich Delila, die ihn verraten hatte, noch einmal in die Hand, und sie verriet ihn noch einmal und die Philister banden ihn vor ihr und stachen ihm die Augen aus, die er bis zum letzten Augenblicke von Wut und Liebe trunken auf die schöne Verräterin heftete