Die Enkel des Kolumbus - страница 10
Die Projektkonstruktion war auf das afghanische Ansinnen sowohl die Projektsteuerung wie auch die Projektfinanzierung über die Ministerien abzuwickeln in keiner Weise vorbereitet. Das führte dann zu dem knirschenden Kollaps des Regionalprojektes Paktia. Nun darf man aber nicht in den Fehler verfallen zu unterstellen, dass es dem deutschen Projektkoordinator in Kabul, den Verantwortlichen in Eschborn (GAWI) und in der Bundesstelle für
Entwicklungshilfe (BfE) in Frankfurt sowie dem Ressortchef im BMZ an dem notwendigen Überblick gemangelt habe. Man kannte sehr wohl die Ministerien in Kabul. Man kannte sie so gut, das man davor zurückscheute sich in diesen Sumpf zu begeben. Das Personal in den Ministerien wurde so schlecht bezahlt, dass sie davon nicht leben konnten. Folge: Korruption. Es gab keine Schreibmaschinen, kein Papier, auch kein Kohlepapier für Kopien, kein Geld für Aktenordner. Die Vorgänge wurden zwischen zwei Pappdeckeln abgelegt die mit einer Schnur umwickelt waren. Es gab kein Telefon, außer beim Minister. Dort stand auch die afghanische Fahne auf dem Schreibtisch. Eine Fachausbildung auf Verwaltungsebene existierte nicht. Es gab keine Heizung im Winter, – bei minus 20 Grad Außentemperatur. Die Fensterscheiben waren häufig zerbrochen. Die Löcher waren mit Pappstücken oder Brettern oder mit Lappen zugestopft. Die Elektro-Heizspiralen, die eigentlich einmal zum Essenwärmen vorgesehen waren, standen zwar unter einigen Schreibtischen und hätten vielleicht geholfen, – wenn es nicht die Stromausfälle gegeben hätte. Aus ein paar Räumen drang Qualm. Dort glühte auf einem Stück Blech etwas Holzkohle. Da der Strom nicht funktionierte gab es auch kein Licht. Aus den Wasserhähnen lief kein Wasser. Die Toiletten funktionierten natürlich auch nicht. Zu essen gab es nirgends etwas mittags. Zu Jahresbeginn gab es einige Monate auch kein Geld. Die Leute kamen zwar ins Büro, aber ohne Bezahlung, weil das Budget noch nicht freigegeben war. War insofern nicht so tragisch, als der Lohn sowieso ein Witz war. Über all das sprach man wenig. War ja sowieso bekannt. Man sagte nur: oh, das Ministerium! Vergiss es. Da läuft überhaupt nichts. Es war nur folgerichtig zu sagen: wir machen unsere eigene Infrastruktur und machen unser Projekt, Punkt. Hätte man angeboten mit dem Ministerium zu arbeiten hätten allein die Material- und Dienstwagenanforderungen bereits einen wesentlichen Teil des Projektbudgets aufgezehrt, ohne dass bis dahin im Gelände auch nur ein Schritt gemacht worden wäre bezüglich Projektarbeit. Man hätte bei Licht besehen das Ministerium abreissen und neu bauen müssen, die Leute ausbilden -, vernünftige Gehälter und das Budget für das Ministerium bezahlen müssen. So stellte sich seinerzeit die Zusammenarbeit mit dem Ministerium dar. Trotzdem war in der Projektkonzeption, so wie sie war, ein Denkfehler. Logisch durchdacht hätte man sehen müssen, dass die Projektarbeit am Geldtropf der deutschen Entwicklungshilfe hing, und nur solange funktionierte wie dieser Geldtropf zur Verfügung stand. Alle anderen Schlussfolgerungen waren blauäugige Schönfärberei. Wenn aber dieser Verdacht nicht auszuräumen ist, dann darf man nicht auf anderslautenden Annahmen ein riesiges Regionalentwicklungsprojekt aufbauen. Dieses Projekt kostete viel Geld, und es konnte nicht unterstellt werden, dass nach erfolgreicher Übergabe der gut funktionierenden Projektkomponenten aus der Regionalentwicklung ein