Die Enkel des Kolumbus - страница 4
Die Bergzüge Afghanistans>3 ziehen sich im Grossen und Ganzen von Nord-Osten, aus dem Karakorumknoten des Himalajas kommend in Richtung Süd-West. Die Tallagen sind etwa 1500 bis 2000 m hoch, und die höheren Berge haben 5000 bis 7000 Meter; der Tiritschmir, der höchste unter ihnen, ist über 7000 m hoch. In Ostafghanistan begrenzen die Berge nach Pakistan hin das Indusbecken. Insbesondere Nuristan>4 im Nordosten Afghanistans und das südlich davon gelegene Paktia erhalten Feuchte von den aus dem Indusbecken Pakistans aufsteigenden Warmluftmassen die sich, wenn sie auf die Kaltluft der Berge stoßen, zu Wolken kondensieren und abregnen. Das ist in einem etwa 100 km breiten Streifen von der Ostgrenze Afghanistans ins Landesinnere hin der Fall. Weiter nach innen hin wird das Klima zunehmend kontinental, mit extrem trockenen und heißen Sommern und sehr kalten Wintern. Das führt mangels Wasser insbesondere im Süd- und Nordwesten Afghanistans zur Wüstenbildung. Einige der heißesten Wüsten der Erde finden sich in Afghanistan. Namen wie Dasht-e-Naomid”>5 und “Dasht-e-Margo”>6 lassen das erahnen. In den Bergen im Osten des Landes hingegen, mit Sommerregen und ausgiebigen Schneefällen im Winter, wächst Wald. Die wichtigsten Holzarten sind Zedern, Hochgebirgsformen von Fichten und Tannen mit nadelspitzen Kronen, damit der Schnee nicht auf den Ästen liegen bleiben kann und sie abbrechen lässt, eine Weimutskiefernart (Pinus hallepensis), eine Kiefer mit heller Rinde und Samen die die Afghanen geröstet gerne zum Tee knappern (Pinus gelrosa) und die Balluteichen.
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>2daraus wurden dann insgesamt fast 8 Jahre
>3 “Afghanistan” heißt “das Land der Afghanen”
>4“Nuristan” heißt das “Land des Lichtes”
>5 “ die Wüste der Verzweiflung”, und >6 “die Wüste des Todes”
In Nuristan bordet die Natur regelrecht über: intensives Sonnenlicht, viel Regen und gute Waldböden bringen alles zum Extrem. Extrem hohe und dicke Bäume, wilde Trauben die in die Kronen der Balluteichen ranken, Tannen- und Fichtennadeln, die
so lang sind wie Kiefernnadeln (und länger), Haselnüsse die sich zu Bäumen mit beträchtlichen Stämmen auswachsen. Wasser rauscht durch alle Täler, feuchte Pfade führen in die Hochlagen der Berge wo das Vieh weidet. Dort verbringen die Hirten
den Sommer mit ihren Tieren. Gegen Abend mag da ein Hirte sitzen, unter einem Baum, mit einem fantastischen Blick auf die Kulisse schneebedeckter 5- und 6 Tausender um ihn herum, und spielt ein Lied auf seiner Flöte. Es kann gut sein, das er blonde Haare hat, blaue Augen und eine griechische Nase: Nachkommen der Soldaten Alexander des Grossen, die es satt hatten die Welt zu erobern, sich in den Bergen Nuristans versteckten und beschlossen dort zu bleiben. Das Projektgebiet lag in Paktia, eine landschaftlich ausgesprochen reizvolle Region im Hindukush>7. Wir bauten uns selbst unsere Forststation auf, neben dem Dorf Kotgai. Der schneebedeckte Safeth Ko (auf Paschtu: „Spin Ra“, knapp 5.000 m hoch) war unser Hausberg, sozusagen im Vorgarten. Er verdiente seinen Namen zu recht: der weiße Berg. Von Kotgai aus führte der Weg noch ein paar Kilometer weiter bergan, bis zum Fort an der pakistanischen Grenze, in ca. 3000 m Höhe. Von diesen Grenzforts gab es eine ganze Reihe im Projektgebiet. Wir wurden den Grenzkommandanten vorgestellt, weil das Grenzgebiet eigentlich für Ausländer gesperrt war. Unsere Vorstellung gestaltete sich einfach, da unsere Counterparts hohe Militärs waren. Die Regelung unser Counterpartpersonal aus dem Militär zu rekrutieren bot sich an, denn es gab damals keine Forstverwaltung in Afghanistan. Andere jeep-befahrbare Wege existierten nicht im Projektgebiet. Um das Gelände zu erkunden beschaffte ich mir erst einmal ein Pferd. Damit kam ich schnell und sicher in die entferntesten Ecken des Waldgebietes von Mandaher, da es an Nah- und auch Fernpfaden nicht mangelte.