Heute oder nie! - страница 24



DOKTOR: (Völlig überrascht.) „Er ist mein Mann, Marina seine Schwester…“ (Klarheit bekommend.) Aber das ist doch wunderbar! Das verändert die Sache vollkommen. Wir heilen ihn und dann…

JOHANNA: Warten Sie. Ihn braucht man überhaupt nicht zu heilen, denn er ist absolut gesund.

DOKTOR: Gestatten Sie, aber sein Gedächtnisverlust…

MARINA: Simulation, alles nur gespielt. Er hat ein hervorragendes Gedächtnis. Nicht von ungefähr gilt er als der beste Kartenspieler in der Stadt.

DOKTOR: Warum haben Sie denn dann…

JOHANNA: (Im Ton eines Rechtsanwalts.) Doktor, wenn Sie dauernd Fragen stellen, kommen wir nie zum Ende.

DOKTOR: Entschuldigen Sie.

JOHANNA: Jetzt hören Sie. Vor zwei Jahren hat Anton im Casino eine erhebliche Summe Geld verspielt. Er fleht Marina an, ihm die Summe zu besorgen und verspricht, sie schnell zurückzugeben. Andernfalls, sagte er, würde man ihn erschießen. Marina besorgt ihm über die Bank Geld, und ich habe sie leider nicht von diesem Schritt abgebracht. Ich hatte Angst um den Mann und die Kinder.

DOKTOR: Und was war dann weiter?

JOHANNA: Weiter hat Anton, anstatt die Summe zurückzugeben, auch dieses Geld verspielt. Die Schulden verdoppelten sich. Er rennt wieder zur Schwester und fleht sie an, ihn zu retten. Marina liebt den Bruder bis zum Gedächtnisverlust und gibt nach. Und so versanken wir langsam aber sicher in einem Loch, aus dem wir nicht mehr herauskommen. Sie stellen sich nicht vor, wie schwer das ist: Zu wissen, dass der Mann ein Spieler ist, dass er auf der schiefen Bahn ist und die ganze Familie mit sich zieht, ihn zu lieben und retten zu wollen und nicht in der Lage zu sein, irgendetwas zu ändern…

DOKTOR: So… Aber was habe ich mit all dem zu tun?

JOHANNA: (Verwirrt geworden.) Ehrlich gesagt, diesen Teil der Geschichte zu erzählen ist besonders unangenehm, aber wer „A“ sagt, muss auch „B“ sagen. Uns an Sie zu wenden, das ist meine eigene Idee.

DOKTOR: Und worin bestand die Idee?

JOHANNA: Wir begriffen, dass man uns dicht auf den Fersen ist und aufdecken wird, und in mir reifte der Plan, schnellstens dafür zu sorgen, dass Anton für unzurechnungsfähig erklärt wird. Dann könnte er Gericht und Urteil überstehen. Aber dazu brauchte man die Bescheinigung eines kompetenten und ordentlichen Arztes. So eines, wie Sie.

DOKTOR: Ach, so liegt die Sache…

JOHANNA: Wir begriffen, dass auf gewöhnlichem Weg von Ihnen eine Bescheinigung zusammen mit der Krankengeschichte zu bekommen unmöglich ist.

DOKTOR: Richtig.

JOHANNA: Und so habe ich mir ausgedacht, einen massierten Angriff gegen Sie zu starten, um Sie durcheinanderzubringen, in völlige Verwirrung, um auf diese Weise zu bekommen, was wir brauchten. Wir studierten die Symptome der Krankheit aus einem Fachbuch und haben Ihnen zu dritt dieses Spektakel vorgespielt. (Schuldbewusst.) Ich gestehe, dass das nicht klug war, unordentlich und grausam. Wir bedauern das sehr.

Marina sitzt die ganze Zeit mit gesenktem Kopf.

DOKTOR: Was weiter?

JOHANNA: Nichts. Aus.

DOKTOR: Marina, wollten Sie mir das gestehen?

MARINA: (Ohne den Kopf zu heben.) Ja.

JOHANNA: Jetzt können Sie uns hinaus werfen. Aber wir werden auch selbst gehen. Wir bitten nicht um Verzeihung – wir verdienen sie nicht. (Nimmt Marina an der Hand und geht mit ihr zum Ausgang.)

DOKTOR: Warten Sie. (Freudig.) Sie denken, dass Sie mich betrübt hätten, aber tatsächlich haben Sie mich sehr erfreut.