Gaunerinnen - страница 5
Sie zog über das Kleid eine Bluse und die Daunenjacke an und ging hinaus. Sofort wurde sie vom beißenden Frost gepackt.
„Brrr! Oh, du Frost! Lass mich los!“
Ihr rosiger Körper wurde bläulich, die Knie dunkel weinrot. Sie stieg in die warme U-Bahn, alle ihre Gedanken drehten sich um den „Traumjob“.
Im Innersten war Natalja ruhig. Sie wusste, dass sie den Job ohne besondere Anstrengung und ohne Wettbewerb bekommen würde. Es war ja genau das, was sie konnte und mit Leib und Seele wollte. Sie glaubte immer daran, dass sich gutes Geld ausschließlich mit einer Arbeit verdienen ließ, die einem den richtigen Spaß machte. Sie verstand die Menschen nicht, die morgens gähnend jammerten und sich aus dem warmen Bett zwangen, um zu einer Arbeit zu gehen, die sie hassten und verfluchten.
Das war nicht richtig! Sie war sich dessen ganz sicher.
Als sie zum Gesprächstermin kam, sah sie einen kleinwüchsigen Mann mit einer Goldkette um den Hals und in einer Lederjacke. Sie hatte den Eindruck, dass seine Halsmuskeln gerade durch das Gewicht der Kette so gut entwickelt waren. Sein Blick war wie der eines Hundes. Es schien, als wollte er sie gleich beschnuppern. Aber nein. Sein Blick fiel auf den Nataljas Busen, der bläulich und mit Gänsehaut überzogen war, weil sie sich entschlossen hatte, ihn sogar bei Frost für den vollen Effekt zu entblößen. Er betrachtete das vor Kälte blau angelaufene Mädchen wie eine Puppe im Schaufenster einer Boutique und presste beifällig lächelnd die schmalen bläulichen Lippen zusammen. Für sich bemerkte er, dass die Kleine dem Aussehen nach wohl einen Überschuss an Originalität mitbrachte. Natalja fiel ein Stein Herzen, sie fühlte sich rundum wohl.
„Artschik“, stellte sich der Mann vor und reichte ihr die Hand.
„Natalja. Sehr erfreut“, erwiderte sie kokett und zähneklappernd vor Kälte.
„Ist Ihnen nicht kalt in diesem Outfit?“
„Es gibt niemanden, der mich wärmen könnte!“
Der Mann lachte.
„Ich sage kurz was zu den Arbeitsbedingungen. Sie können zu jeder Tageszeit angerufen werden, zwei Stunden vor Abfahrt. Dabei sind Sie immer frisch gewaschen und schön frisiert. Benutzen Sie bitte regelmäßig Parfüm. Vorerst werden Sie als Callgirl beschäftigt. Sie haben zwei Monate, um sich zu profilieren und von der besten Seite zu zeigen. Pünktlichkeit ist sehr wichtig in unserer Arbeit. Die Kunden sind launisch und anspruchsvoll. Um Geld zu bitten ist verboten. Alkoholgenuss in begrenzten Mengen. Männer wollen keine Frauen, die eine Fahne haben.“
„Mich wollen alle! Egal mit oder ohne Fahne!“
Er lächelte übers ganze Gesicht.
„Ich will die reichsten Kunden!“
Artschik war nicht erstaunt über die Forderungen und Bestrebungen des Mädchens vom Land. Gerade solche Frauen brachten es meisten zu Erfolg. Sie gingen durch dick und dünn in ihrem Streben nach Glück. Und brachten dabei den Zuhältern gute Gewinne.
„Können wir uns vielleicht duzen? Ich bin doch nicht in einem Vorstellungsgespräch für eine Position als Bibliothekarin.“
„Hm, natürlich, einverstanden! Ab jetzt per du, Schnucki! Die nächsten zwei Monate wirst du meistens Anrufe von Touristen und Bestellungen aus Saunas und Privathäusern bekommen. Danach sehen wir weiter. Alles hängt natürlich von dir ab. Eine Frage noch, Natalja: Was hältst du von Oralsex?“
„Finde ich toll!“
„Gruppensex?“
Nataljas Augen leuchteten auf. Es fiel ihr schwer, über diese Themen ohne Erregung zu sprechen.